Wer bist du, wenn du nichts leistest?

Frau auf Couch

Wer bist du, wenn du nichts leistest?

Wie tief in uns eingebrannt ist das Gefühl, nur etwas wert zu sein, wenn wir etwas Sinnvolles, Nützliches, Produktives tun?

Mich beschäftigt diese Frage gerade sehr und ich merke, wie das Nichts-tun mich manchmal nervös macht. Am Wochenende weniger.

Da darf das.

Verrückt, oder? Warum entscheidet in mir etwas, dass Nichtstun am Wochenende ok ist, aber in der Woche nicht?

Menschen, die sich in der Tiefe mit ihrer spirituellen (wahren) Natur befassen, machen die Erfahrung, dass ihr wahres Naturell im SEIN liegt und dass dieses SEIN manchmal mit dem TUN in Widerspruch zu stehen scheint.

Während meiner Aufstellungs-Ausbidlung haben wir eine spannende Aufstellung dazu gemacht: Wir stellten beide Zustände auf und erforschten, wie wir uns darin jeweils fühlten. Durchweg fühlten sich alle im SEIN wohler, entspannter und verbundener als im TUN.

 

Beruflicher Alltag fordert uns auf eine ungesunde Art

Im Beruf gibt es für das einfache SEIN wenig Raum. Hier werden wir über unsere Leistung beurteilt und diese wird dann noch in ein Zeitschema gepresst. Dieses Konstrukt hat sich in den Köpfen festgesetzt, so dass wir es für normal halten. Zeit, es in Frage zu stellen.

Warst du schon einmal arbeitslos? Länger oder unverschuldet? Wie ging es dir da?

Was sagt deine innere Stimme über Menschen die komplett hilfsbedürftig, dement oder obdachlos sind? Sind sie genauso wertvoll wie die schaffende Bevölkerung?

Ich beobachte bei mir, dass ich hier in der Betrachtung anderer viel großzügiger bin als mit mir selbst. Meine demente Tante hat für mich einen großen Wert, obwohl sie nichts leistet. Aber für mich selber lege ich strengere Maßstäbe an. In Zeiten, in denen es in mir gärt, bin ich überhaupt nicht produktiv. Da zucke ich manchmal richtig zusammen über die Worte, die da in meinem Inneren auftauchen und die alles andere als freundlich sind.

 

Verweigerung kann sinnvoll sein

Derzeit kommen häufig junge Menschen zu mir, die völlig orientierungslos in einer Blockade feststecken und es nicht hinbekommen, nach der Schule eine Ausbildung zu machen oder ein Studium zu starten. Auch wenn die Ursachen sicher individuelle Komponenten aufweisen, glaube ich doch, hier in der Tiefe auch etwas sehr Nachvollziehbares und Wahres zu erkennen: Diese Menschen verweigern sich dem TUN-Hamsterrad. Sie spüren, dass es sie nicht erfüllen wird. Sie haben unterschwellig die Sehnsucht, nicht über ihre Leistung anerkannt zu werden, sondern einfach nur deshalb, weil sie da sind. Es ist die Sehnsucht nach der bedingungslosen Liebe.

 

Wo finden wir bedingungslose Liebe?

Jeder, der Tiere oder Kinder liebt, kennt sie: Die bedingungslose Liebe. Der Hund, der nicht urteilt und dich jeden Tag so freudig begrüßt, als sei es das erste Mal. Mein Meerschweinchen Else, das zum Schluss richtig viel Arbeit gemacht hat mit ihren ganzen Beschwerden und Tierarztbesuchen. Trotzdem hat sie durch ihr bloßes Dasein mein Herz geöffnet. Kinder, die dich ohne Vorbehalte anlachen…

Hast du jemals dieses freie Gefühl von angenommen/geliebt sein, wenn du für eine Leistung anerkannt wirst? Ich glaube, das TUN wird uns dieses Bedürfnis niemals vollständig erfüllen, auch wenn wir uns noch so sehr anstrengen.

 

Handeln aus dem SEIN

Als Mensch, der gerne etwas tut, fällt es mir mitunter schwer, die Füße still zu halten und auf meine wahre innere Natur zu lauschen. Wenn ich dieser Stimme in mir nicht genügend geschützte Stille schenke, kann ich ihr nicht lauschen. Dann übertönt das hektische Treiben im Außen die leisen Töne im Innern. Das Ergebnis ist, dass ich vielleicht einiges geschafft bekomme, dass aber mit der Zeit die Zufriedenheit abhanden kommt. Das Innenlauschen verbindet mich dann wieder mit meiner wahren Natur. Hier spüre ich die Liebe, die in mir wohnt und das, was mich im tiefsten bewegt.

Wenn ich aus diesem Zustand heraus ins Handeln kommen, hat das TUN eine ganz andere Qualität. Handeln, das aus dem SEIN entspringt, ist zutiefst menschlich, liebevoll, wertebasiert und nachhaltig.

Hier findest du Erfüllung und Zufriedenheit.

 

 

 

Foto: tookapic

No Comments

Kommentar schreiben

Die eingegebene E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.