Woran erkennt man einen guten Coach?

Barbara Grebe

Woran erkennt man einen guten Coach?

Ihr Lieben,

als Coach versorgt mich der Algorhithmus regelmäßig mit Werbebotschaften von Coaching-Events und Marketing-Angeboten von Coaches, die es „geschafft“ haben. In deren Sprache bedeutet das, ihre Jahresumsätze sind 6-stellig. Ich habe mich mit diesen Anbietern nun eine Zeitlang auseinander gesetzt und möchte inzwischen nur noch k*****.

Werte, für dich ich unterwegs bin, werden hier mit Füßen getreten. Und da diese Menschen die gleiche Berufsbezeichnung tragen wie ich, möchte ich mich hier einmal sehr klar dazu positionieren, was in meinen Augen einen guten Coach ausmacht und was nicht.

Coaching als Arbeit am offenen Herzen

Ich empfinde meine Coaching-Tätigkeit als eine von Vertrauen getragene Begegnung von zwei Menschen, die ihr Herz öffnen und sich echt und unverstellt begegnen. Das Begegnen in Wahrhaftigkeit ist die Basis, auf der hier Entwicklung stattfindet. Wir schauen hin, spüren rein, reflektieren, decken auf und setzen innere Abläufe in einen neuen Zusammenhang, so dass sie – mitunter sehr schnell – nicht mehr destruktiv wirken sondern zur Ressource werden. Das ist die Grundlage meiner Arbeit. Der ehrliche, transparente menschliche Kontakt.

Es ist eine Arbeit am offenen Herzen. An einem Herzen, das sich öffnet, weil Vertrauen entsteht, weil ein sicherer Rahmen existiert, weil der Mensch sich frei entscheiden darf, wie weit und in welchem Tempo er sich zeigt. Für mich ist diese Arbeit ein Geschenk. Es berührt mich tief, wenn Menschen sich vertrauensvoll einlassen. Und natürlich lasse ich mich ebenfalls vertrauensvoll ein. Das ist meine Grundhaltung.

Wenn ich aus solch einer Begegnung komme, empfinde ich die marktschreierischen Parolen mancher Kollegen wie einen Schlag ins Gesicht. Ich habe selbst ein paarmal die Versuchung verspürt, an einem dieser hochpreisigen Glücksbringer-Kurse teilzunehmen, weil die Werbung in der Regel sehr gekonnt gemacht ist. Sie vermittelt das Gefühl, es NUR mit dieser Maßnahme zu schaffen. Inzwischen weiß ich, dass genau das das Sinal ist, wo man aufwachen sollte.

Woran erkennt man einen guten Coach?

Falls du auch auf der Suche nach Unterstützung bist, was in diesen turbulenten Zeiten ja viele Menschen sind, möchte ich dir eine kleine Checkliste mit an die Hand geben. Diese Punkte sind aus meiner Sicht dann wichtig, wenn du psychische Prozesse angehen möchtest und weniger, wenn es um ein Stimmcoaching, Bewegungscoaching oder gergleichen geht. Wenn es aber um innere Abläufe geht, braucht es auf Seiten des Coaches Empathie, Reife, Feingefühl und die Fähigkeit in Beziehung zu gehen.

 

Hier meine Anregungen, wenn du einen Coach suchst:

  • Hast du die Möglichkeit, einen persönlichen Eindruck von dem Menschen zu bekommen?
  • Werden deine Fragen im Vorfeld zufriedenstellend beantwortet?
  • Wie freilassend ist die Ansprache? Hast du so viel Bedenkzeit wie du möchtest oder wird Druck erzeugt? Gutes Coaching will dich zu dir hin bringen, nicht von dir weg.
  • Welchen Eindruck hast du auf der menschlichen Ebene? Wie viel Reife und Bewusstheit nimmst du wahr?
  • Geht es wirklich um dich und deinen individuellen Prozess?
  • Wie transparent werden Inhalte kommuniziert, wenn es um Programme geht?
  • Gibt es Störgefühle oder Skepsis? (Eine innere Aufregung ist etwas anderes, das kann auch die Vorahnung sein, dass Veränderung ansteht.)
  • Ist bei größeren Veranstaltungen jemand da, der individuell auf dich eingeht, wenn es zu einer Krise kommt? Vorsicht bei Massenveranstaltungen: Sie arbeiten häufig mit dem Sog der Menge, das ist niemals individuell.
  • Stehen Preis und Leistung in einem angemessenen Bezug zueinander?
  • Vorsicht, wenn dir eine bestimmte Zusage gemacht oder etwas versprochen wird.
  • Und, ganz wichtig: Wenn das Gefühl entsteht, dass es NUR mit DIESER Maßnahme gelingen kann und dies DIE große und einzige Chance ist, dann wirkt da gerade vermutlich eine sehr gute Werbestrategie.

Welche Rolle die Beziehungsebene spielt

Natürlich kann auch ein Gruppenprozess oder ein Online-Massencoaching eine gute Wirkung erzielen. Das funktioniert am besten bei den Menschen, die sich sehr gut selbst wahrnehmen und steuern können. Auch kann ein Massensog einem schon mal helfen, über einen Schatten zu springen, wenn man das möchte.

Sehr oft – gerade auch bei hochsensiblen Menschen – geht es aber um Verletzungen, die auf der zwischenmenschlichen Ebene entstanden sind, z.B. durch Bezugspersonen oder Gruppenerfahrungen. Durch solche Erfahrungen ist auf der Beziehungsebene eine Verletzung oder Unsicherheit entstanden, die auf viele Bereiche des Lebens ausstrahlen kann. Diese Verletzung auf der Beziehungsebene heilt am besten durch korrigierende Beziehungs-Erfahrungen. Die Beziehung, wie sie in einem zugewandten 1 : 1-Coaching entsteht, eignet sich dafür besser als ein Gruppenevent.

 

Ich hoffe sehr, dass du mit dieser Aufstellung eine gute Orientierungshilfe hast auf dem immer unübersichtlicher werdenden Markt, wo sich viel tummelt, was in meinen Augen die Bezeichnung Coach eher nicht verdient. Falls du Fragen hast, sprich mich gerne an.

Viele Grüße, wie immer von Herzen kommend!

Barbara

4 Kommentare
  • Liebe Barbara, ich finde die deinen Beitrag unglaublich wertvoll und wahrhaftig. Du bringst sehr gut auf den Punkt, was Coaching aus tiefstem Herzen heraus bedeutet. Danke dafür🙏. Ich würde deinen Beitrag gern über Instagram teilen. Leider fehlt hier ein Button dafür. Gibt es dafür einen technischen Trick oder Tipp? Herzlichst von Coachin (mit hochsensitiver Wahrnehmung und Empathie) zu ebensolcher Coachin. Ich durfte deine wertschätzende und zugewandte Arbeitsweise schon mehrfach selbst erfahren. Bettina

    7. Februar 2024at12:52
  • Wundervoll auf den Punkt gebracht.

    7. Februar 2024at13:01

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