Wenn das Leben die falsche Richtung hat
Die Überschrift lässt vermutlich nicht direkt ahnen, worum es heute geht, aber es wird gleich deutlich. Hochsensible Menschen sind meistens sehr schnell beeindruckt von all dem, was im Außen so auf sie einprasselt. Ich möchte heute einen neuen Aspekt eröffnen, der bei dieser Reizüberflutung eine wichtige Rolle spielt: Die Richtung in die du lebst.
Was ist damit gemeint?
Die allermeisten Menschen nehmen die Umgebung (das Außen) wahr und reagieren darauf. Sie suchen im Außen Ruhe oder Stimulation – je nachdem, was sie gerade brauchen. Das heißt, sie haben ein Bedürfnis und versuchen, dieses Bedürfnis von außen erfüllt zu bekommen, um sich danach im Inneren zufrieden – oder eher befriedigt – zu fühlen.
Solch ein Leben bezeichne ich als Leben von außen nach innen. Es schafft eine gewisse Abhängigkeit von anderen Menschen oder Umständen. Und: Es ist extrem anfällig für Störungen. Das wissen wir alle: Für uns HSP gibt es so viele Störfaktoren, dass unser eigentliches Bedürfnis sehr häufig nicht erfüllt wird.
Blöd gelaufen. Die meisten werden vermutlich versuchen, die Umstände zu verbessern, damit mehr Erholung/Glück/Zufriedenheit ankommt. Das ist ein Weg, wie man für sich sorgen kann, aber es ist nicht das, von dem ich sprechen möchte.
Die Lebensrichtung umkehren
Wenn wir anders herum leben, dann leben wir von innen heraus. Wir sind mit unseren Gefühlen und der Essenz in uns verbunden. Sie gibt uns quasi die Richtung vor. Wir fühlen das, was sich durch uns ausdrücken möchte – nämlich das pure Leben. Es ist so, als würdest du die Quelle in dir öffnen und wahrnehmen, was da sprudeln möchte. Und diese Lebensenergie bahnt sich ganz von alleine ihren Weg. Sie findet ihren Weg – immer. Völlig ohne Anstrengung. Ich erlebe es so, dass sich der Weg im Gehen unter meine Füße schiebt, wenn ich auf diese Weise lebe.
Es ist so, als würde ich die Finger aus dem Getriebe nehmen und einfach das leben, was durch mich leben möchte. Es ist ein leichter, freudvoller Zustand. Es ist ein Leben aus der inneren Fülle heraus. Nicht ich bestimme, wo es lang geht, sondern die Essenz in mir. Vermutlich kennst du Flow-Phasen – so ähnlich ist es.
Was braucht es, um von Innen zu leben?
Als erstes einmal braucht es dein Verstehen, dass das Leben, das die allermeisten Menschen führen, nicht die einzige oder beste Weise ist, wie man leben kann. Ich vermute sogar, dass insgeheim sehr viele Hochsensible dies spüren, vielleicht aber ohne zu wissen, dass es auch anders geht oder ohne Idee, welche Schritte es braucht, um aus dem Inneren zu leben.
Wenn dich das, was ich bis hierher geschrieben habe, anspricht, dann könnte es spannend für dich sein, hier weiter zu lesen.
Was dann folgt, ist das Einlassen auf alles, was in deinem Inneren geschieht. Alle Gefühle, Gedanken, Verstrickungen, emotionalen Belastungen, Widerstände, Verwirrung usw. Das alles will erst einmal Raum zur Heilung bekommen. (Das ist u.U. ein bisschen Innenarbeit.)
Die Kernbotschaft ist: Alles da sein lassen ohne etwas damit zu tun. Nichts größer machen oder wegdrängen. Die bewusste Wahrnehmung ist der Schlüssel zu dem, was dich vielleicht bisher behindert, angetrieben oder am Wickel gehabt hat.
Vielleicht braucht es auch Begleitung, einen Reiseführer quasi. Denn in der Hinwendung zu unserem Innenleben stoßen wir (natürlich) auf Verletzungen, die uns nahelegen wollen, jetzt doch bitte schnellstens kehrt zu machen. Das ist das weltliche Ich, das dir genau erzählen will, wie Leben „richtig“ geht.
Auch hier: Fühlen, ohne etwas damit zu tun.
Trauma liegt nicht in starken Gefühlen, sondern in nicht gefühlten Gefühlen. Starke Gefühle, die sich von selbst zeigen, kannst du heute, als erwachsener Mensch, halten. Als Kind konntest du es nicht. Da hättest du einen Erwachsenen gebraucht, der das für dich tut.
Auf diese Weise beginnt die Entdeckung und Befreiung deiner Lebendigkeit.
Und wenn jetzt Fragen auftauchen: Gut so. Nimm sie wahr. Lass sie da sein.
Falls du in Resonanz mit dem gehst, was ich hier schreibe, ist vielleicht dieses Gruppenangebot interessant für dich:
Ich freu mich, von dir zu hören.
Herzlichst,
Barbara
Foto: Bettina Grebe