Potenzialentfaltung – super, oder?

Babyschuhe stecken auf großen Zehen

Potenzialentfaltung – super, oder?

Das hört sich doch echt toll an: sein eigenes Potenzial voll entfalten, seine verborgenen Fähigkeiten kennenlernen und leben, seine vollen PS auf die Straße bringen. Viele Klienten kommen zu mir mit genau diesem Wunsch. Und weißt du was? Viele hören auch ganz schnell wieder auf, diesem Ziel zu folgen, wenn sie merken, dass sie dafür einen Preis zu zahlen müssen.

Gerade unter meinen hochsensiblen KlientInnen beobachte ich dieses Zögern. Zwei Schritte vor, einen zurück:

„Ja, ich will endlich das leben, was in mir steckt! Aber ich möchte meine Komfortzone dafür nicht verlassen.“

„Ja, ich möchte endlich richtige Erfüllung durch den Beruf, der mir auf den Leib geschneidert ist. Aber ich möchte mich nicht mit den Ängsten auseinandersetzen, die mir auf dem Weg begegnen.“

Hochsensible Menschen haben eine echte Achillesferse, die ihnen das Leben ganz schön schwer macht:

Es ist die Angst, abgelehnt zu werden. Nicht dazu zu gehörten. Von anderen Menschen falsch beurteilt zu werden. Das haben wir fast alle erlebt und es sitzt tief. So tief, dass wir mitunter unsere schönsten Ziele opfern, um dieser Angst nicht noch einmal ins Gesicht blicken zu müssen.

Vielleicht fragst du dich, was das denn jetzt mit Potenzialentfaltung zu tun hat. Ich verrate es dir: Wenn du wirklich beginnst, deine volle Größe zu leben, die in dir steckt und nicht nur die kleinere Ausgabe deiner selbst, dann passiert folgendes:

Du wirst sichtbar.

Und sichtbar zu sein bedeutet, angreifbar zu sein. Wenn du sichtbar wirst, dann können andere Menschen dich beurteilen, sich an dir reiben, dich toll oder blöd finden. Du fängst an Ecken und Kanten zu zeigen und dadurch zu polarisieren. Das bedeutet, dass nicht alle Menschen dich nett finden. Das kann sich bedrohlich anfühlen, weil es unseren Wunsch nach Harmonie bedroht.

 

Du ragst hervor.

Hochsensible Menschen haben ganz hervorragende Fähigkeiten und Eigenschaften. Wenn sie diese entwickeln, beginnen sie, sich von der Menge abzuheben. Sie stechen hervor. Sie verlassen den Schutz der Anonymität und Unsichtbarkeit. Das löst bei vielen die Angst aus nicht mehr dazu zu gehörten. Aber weißt du was? Du gehörst dann woanders dazu. In jedem Entwicklungsstadium gibt es passende Mitspieler. Such dir dein passendes Spielfeld.

 

Man könnte dich für überheblich oder arrogant halten.

Noch so ein Fallstrick der Hochsensiblen: bloß nicht auffallen durch Bessersein. Aber was, wenn du in irgendeiner Sache echt besser bist als der Durchschnitt? Und hältst dich immer zurück, damit niemand denkt, du seiest arrogant. Bist du es, nur weil du die Wahrheit lebst? Nein. Wenn andere das denken, schauen sie nicht genau hin oder sie möchten dich gerne klein halten. Trau dich, das Beste von dir zu denken!

 

Du verlierst „Freunde“ wenn du dich veränderst.

Es ist echt ein Klassiker: Ein hochsensibler Mensch beginnt sich zu entwickeln und zu verändern. Er/sie fängt an die eigenen Bedürfnisse mehr wahrzunehmen und öfter mal eine Grenze zu setzen. Und fast zwangsläufig hört er Kommentare, er würde sich in letzter Zeit so komisch/anders/distanziert verhalten – gewürzt mit dem entsprechenden Unterton.

Weißt du was? Wenn dir das passiert, bist du auf dem richtigen Weg. Und es wird sich sehr schnell zeigen, wer wirklich dich sieht und erkennt, was deine Entwicklung für dich bedeutet und wer dich lieber klein halten möchte. Wenn du dich entwickelst und wächst, ist dies die Aufforderung an andere es ebenfalls zu tun. Und wer genau davor Angst hat, der wird deine Bemühungen in dir bekämpfen, statt sich seine Angst einzugestehen.

Es ist leider weit verbreitet, dass Menschen andere versuchen klein zu halten, weil diese ihnen zeigen, dass sie selber auch wachsen könnten…

 

Du erkennst, wie sehr du dich bisher beschnitten hast.

Diese Erkenntnis kann richtig wehtun. Kennst du das Gefühl, dass der Schmerz erst so richtig spürbar wird, wenn man die zu engen Schuhe auszieht? Während man drinsteckt, fühlt es sich ganz ok an, man hat sich dran gewöhnt. Ähnlich schmerzhaft ist es zu erkennen, dass die Menschen, denen man am meisten vertraut hat, dich jahrzehntelang unterschätzt haben, dir nichts zugetraut und dich mit deinen tollen Gaben nicht erkannt haben. Du erkennst, dass du klein gehalten wurdest – erst durch geliebte Menschen und jetzt durch dich selbst. Manchmal ist das Bild, das deine Familie von dir hat oder das Familiencredo („bei uns hat noch nie jemand studiert“, „wir B‘s sind alle unmusikalisch“, „eine intelligente Frau ist unattraktiv“, „keiner darf erfolgreicher sein als der Papa“) so stark ausgeprägt, dass man befürchtet, die Zugehörigkeit zur Familie zu verlieren, wenn man es bricht.

 

Du kannst Fehler machen oder scheitern.

Ja, das kann passieren, wenn du etwas riskierst. Fehler zu machen hat immer noch einen Makel in unserer Gesellschaft. Und wenn wir dies dann auch noch sichtbar tun, kann es passieren, dass es Schadenfreude auf den Plan ruft. Kennst du auch das Gefühl in dich hineinschrumpfen zu wollen, weil du ausgelacht wurdest? Dann weißt du, wo die Angst davor herkommt.

Eigentlich ist am Scheitern nichts Verwerfliches. Es ist vielen berühmten Menschen schon passiert –Steve Jobs wurde z.B. aus seiner eigenen Firma geworfen. Und hat eine neue gegründet. Und war wieder erfolgreich.

 

Willst du deiner Angst oder deiner Bestimmung folgen?

Die Angst abgelehnt, verlassen, verstoßen oder ausgelacht zu werden kann uns das Leben ganz schön schwer machen. Nämlich dann, wenn wir uns von ihr behindern lassen. Wenn wir unsere Handlungen nach ihr ausrichten. Wenn wir uns beschränken aus Angst vor unangenehmen Gefühlen. Wenn wir unsere Wünsche nicht verfolgen, unseren Werten nicht treu bleiben und unsere Ziele nicht ansteuern aus Angst davor, was passieren könnte.

Ich weiß genau, dass all diese Gefühle, die mit Ablehnung und Ausgrenzung zu tun haben extrem schmerzhaft sein können. Und gleichzeitig erlebe ich, was passiert, wenn Menschen sich ihnen stellen. Wenn sie durchgehen durch ihre Ängste. Wenn sie sie überwinden und sich echt befreien. Dann werden sie plötzlich handlungsfähig. Dann können sie ihre eigenen tiefen Wünsche verfolgen und ihr Handeln darauf ausrichten. Dann können sie so etwas wie Bestimmung oder Berufung tatsächlich finden und leben. Dann wachsen sie zu der Größe, die in ihnen angelegt ist.

Das, was sich so leicht liest und so nett anhört: „Ich will mein volles Potenzial leben“ ist in Wirklichkeit die radikale Entscheidung sich mit seinen Ängsten und inneren Verhinderern auseinanderzusetzen. Es ist die Entscheidung, sich seinen alten Verletzungen zu stellen und sich von ihnen nicht mehr blockieren zu lassen. Es ist die Entscheidung im Feuer stehen zu bleiben.

Ich habe tiefen Respekt vor jedem Menschen, der sich traut, diesen Weg zu gehen. Du triffst damit die Wahl dir selbst treu zu sein, deinem Ruf zu folgen. Und du löst damit ein Versprechen ein, das  du dir selbst vor langer Zeit gegeben hast: Das Beste von dir einzubringen hier in diesem Leben!

Wenn du magst, gehen wir ein Stück zusammen.

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