Hochsensible, bewusste Menschen – wo seid ihr?

Einzelne Mohnblüte als Symbol für Potentialentfaltung hochsensibler Menschen

Hochsensible, bewusste Menschen – wo seid ihr?

Jetzt muss ich erst einmal abkotzen! Ja, auch das können hochsensible Menschen. Momentan geht mir sehr viel so richtig auf die Nerven: Die Stadt ist zu laut, stickig, heiß und zu voll, der Fahrstil auf den Straßen zu aggressiv, die Welt gerade ziemlich bedrohlich mit echt schrägen Machthabern, die Umwelt wird ausgebeutet und vermüllt. Und ganz besonders geht mir das Kindergartentheater in Berlin auf den Zeiger.
Mannomann, wie können sich erwachsene Menschen so verhalten! Nichts, aber auch gar nichts läuft so, wie es meinen Idealen entspricht. Ok, ein kleiner Erfolg ist zu verzeichnen. Plastikgeschirr wird verboten, immerhin. Oder ist das nur wieder eine Plazebopille um uns bewusstere Menschen ruhig zu stellen?!

Ich möchte echt mehr. Die Umwelt und ihr Schutz liegt mir am Herzen. Der konstruktive, wertschätzende Umgang der Menschen untereinander ebenfalls. Die Zufriedenheit und psychische Gesundheit von Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit sind mir ein großes Anliegen. Und dann das Schulsystem … wann können Kinder endlich mit Freude kind- und gehirngerecht lernen?!

In solchen Momenten, wo ich unter der Summe der Negativeindrücke leide, frage ich mich:

Wo sind die Menschen, die sich für Friedfertigkeit einsetzen, die sich im Umweltschutz stark machen, die für echte Verbesserung unterwegs sind? Menschen, die sich der Liebe und inneren Weite verschrieben haben und nicht der Missgunst und Angst.

Ich finde, wir Hochsensiblen sind häufig Menschen, die genau dieses Potenzial in sich tragen. Wir spüren, was falsch läuft, wir bringen Ideale mit, wir wünschen uns eine bessere Welt. Aber: Wir sind zu wenig sicht- und spürbar.

Ich möchte an einem Beispiel verdeutlichen, wie ich das wahrnehme:
Ich lese gelegentlich in diversen HSP-Foren mit. Selten habe ich  das Bedürfnis auf einen Post zu reagieren. Heute war es anders. Da bittet eine Frau die Leser um Ideen, was sie aus ihren Fähigkeiten machen könnte. Sie beginnt ihren Text mit den Worten: „Ich liebe es, Menschen egal welchen Alters, Geschlechts oder Nationalität Dinge zu erklären, beizubringen.“ Sie beschreibt, was sie alles gut kann und was sie erfüllt. Sie benennt auch, wo sie typisch hochsensibel reagiert, aber völlig ohne Klagen oder Jammern. In vielen anderen Beiträgen geht es darum, dass die Menschen unter irgendetwas leiden, sich schlecht fühlen und Bestätigung dafür suchen, dass es anderen auch so geht. Sie möchten sich verstanden und zugehörig fühlen.

Bewusstsein ist eine Gabe, mit der du dir selber helfen kannst.

Unter den Menschen, die sich als hochsensibel bezeichnen, gibt es sehr viele, die leiden. Es ist das Leid, anders zu sein, nicht verstanden zu werden, mit dem Übermaß der Reize nicht zurecht zu kommen und vieles mehr. Das darf sein. Ich habe ein riesengroßes Herz für Menschen, die eine innere Not in sich tragen. Es gibt immer Gründe dafür und ich selber habe diese Not auch mehrere Jahrzehnte mit mir herumgetragen. Die Frage, die sich stellt, ist aber doch, ob ein Mensch irgendwann den Mut und die Geduld aufbringt, etwas zu verändern oder ob er im Klagen verharrt und sich damit immer wieder nur selbst bestätigt, dass sein Leben nun mal so ist und er nichts verändern kann. Dann wird die Hochsensibilität als Grund für das Sich-schlecht-fühlen benutzt. Dann wird aus einer Gabe eine Ausrede.

Einige Mohnblumen als Symbol für hochsensible MenschenWenn wir hochsensiblen Menschen im Jammertal stecken bleiben, vergeuden wir unsere ungeheuer wertvollen Gaben. Nämlich unsere Empathie und die Fähigkeit, Dinge aufzudecken, Missstände zu erkennen und an Veränderung mitzuwirken. Ihr Lieben HSP-ler, wir müssen in unsere Kraft und ins Handeln kommen!

Wir stecken in einem riesigen globalen Wandlungsprozess –jeder spürt das. Und in welche Richtung dieser Wandel geht, entscheiden wir!! Nicht die da oben. Nicht das Universum. Es ist an der Zeit mitzumachen.

Die Autorin Vivian Dittmar beschreibt es in einem Interview so (Text gekürzt):
„Ich sehe uns tatsächlich an einem Scheideweg. Es sind tatsächlich gerade viele Möglichkeiten offen. Ich sehe die reale Möglichkeit zu einer globalen Apokalypse und ich sehe die reale Möglichkeit für ein goldenes Zeitalter. Ich seh‘ nicht so viel dazwischen. Und ich sehe, dass es wirklich eine Entscheidung ist, eine Wahl, die wir treffen. Und das hat für mich ganz viel damit zu tun, ob wir lernen beziehungsfähig zu werden. Ob wir wirklich lernen, miteinander klar zu kommen.“  (Hier findest du das ganze sehr sehenswerte Interview, das bei mystica tv erschienen ist.)

Auf mich hat es wie ein Weckruf gewirkt. Ich merke, dass ich mich immer häufiger frage, ob es reicht, was ich tue. Nein, ich glaube, es reicht noch nicht.

Ich liebe es zu sehen, wie Menschen sich entfalten. Ich kenne viele Menschen mit echt schwierigen Startbedingungen, die sich Schritt für Schritt dort hinaus arbeiten und ihr Licht zum Leuchten bringen. Das können Menschen sein, die sich selbst als kleines Licht empfinden, es können aber auch Visionäre, Gestalter und Menschen mit großer Strahlkraft sein. Entscheidend ist, ob ein Mensche den drive hat, los zu gehen und dranzubleiben.

Ich möchte noch viel klarer die Menschen finden, die das Beste in sich entdecken und entfalten wollen und die sich dafür auf den Weg machen. Wir alle haben ein immenses Potenzial in uns – wirklich alle. Aber was wir daraus machen, ob wir es frei legen und zum Blühen bringen, das entscheidet jeder/jede Einzelne immer wieder neu.

Hochsensible und bewusste Menschen sind großartig, sie bringen einen extremen inneren Reichtum mit, den ich liebe. Und sehr häufig sind sie irgendwo gebremst und ängstlich und schaffen es daher nicht, diesen inneren Reichtum zum Blühen zu bringen. Aber genau das brauchen wir! Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch eine Aufgabe hat, die nur er erfüllen kann, so etwas wie eine Bestimmung. Diese zu entdecken gibt ihm persönlich Sinn und hilft der Welt.

MohnblumenfeldBeziehungen anders leben

Ein wichtiger Punkt, den wir lernen dürfen  – Vivian Dittmar spricht ihn ebenfalls an – ist die Beziehungsfähigkeit. Alle Streitigkeiten, Zerwürfnisse und Kriege kommen aus alten Verletzungen und einem Mangel an der Fähigkeit, Beziehungen reif und authentisch zu gestalten. Hier spreche ich ganz besonders die Hochsensiblen an. Denn aus meiner Sicht tragen wir sehr häufig einen überdurchschnittlich großen Wunsch nach guten, harmoniegeprägten Beziehungen in uns und gleichzeitig sind wir auf diesem Gebiet oft sehr verletzt, weshalb wir uns damit etwas schwer tun.

Ihr Lieben, jetzt ist dieser Text, der mit Wut begann, zu einem echten Bekenntnis geworden. Ich weiß, dass ich mit einer klaren Positionierung Menschen vor den Kopf stoßen werde. Aber gleichzeitig gewinne ich die Menschen, die sich von meinen Worten echt angezogen fühlen. Und um euch geht es mir, euch dienen meine Angebote. Von Herzen.

Ich freu mich auf euch!

Barbara

www.grebecoaching.de

Aufstellungscoaching – Individuell wachsen in Gemeinschaft

 

©Fotos: Bettina Grebe

1 Kommentar
  • Ronald Becker
    Antworten

    Liebe Frau Grebe,
    seit Jahrzehnten beschäftigt mich das Thema Hochsensibilität / Hochsensitivität. Bereits im Alter von 5 Jahren spürte ich ein „eindämmendes Energiefeld“ (Schutzschild, Terminologie aus Raumschiff Enterprise), welches mich von der „Aussenwelt“ abzuschirmen schien. Was sich aber hinter diesem mysteriösen Phänomen verbarg, war mir damals natürlich nicht bewusst. Das „Aliensyndrom“ (bin ein Ausserirdischer), welches oft als Synomyn für jene HSP steht, die das Gefühl haben, von einem anderen Stern zu sein, kenne ich allerdings von Anfang an. (…)
    Heute fand ich auf Youtube Ihr großartiges Video mit Ihrem Interview, „Hochsensibel“, Datum 13.11.2015. Ich verfüge über ein reichhaltiges Archiv zu diesem Thema. Ihr Vortrag, der mich endgültig überzeugt hat – denn er spiegelt auf der Meta-Ebene quasi mein Leben wider – ist die Krönung! Haben Sie vielen, herzlichen Dank dafür. Menschen wie Sie, die der Gesellschaft Augen, Ohren und Herzen öffnen, braucht diese Welt dringend.
    (…)
    Schön ,dass es diese Website gibt! Ich bin begeistert!

    Ich freue mich über jeden Kontakt zu diesem Thema.
    meine Postleitzahl lautet 21640 (in Niedersachsen)

    Herzlichst
    Ronald Becker

    8. September 2018at8:41

Kommentar schreiben

Die eingegebene E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.