Angst und Ego: Eine Geschichte des Kleinmachens
Meistens wird, wenn man vom menschlichen Ego spricht, das Bild eines Menschen wachgerufen, der sich aufplustert und der sich als der Tollste, Schönste, Kompetenteste präsentiert. Das leise Ego wird nicht so oft benannt, doch es ist genauso wirksam und verhindert, dass das Schönste, was Menschen zu bieten haben, sich entfaltet.
Was ist das Schönste, das jeder Mensch zu bieten hat?
Das Schönste, was ein Mensch zu bieten hat, ist, dass er als Person zur Seite tritt und der universellen Schöpferkraft Raum gibt, sich durch ihn zu entfalten. Ein Mensch, der so lebt, lebt seine wahre Größe, er folgt seinem Ruf, er entfaltet seine Gaben – zum Wohle des Ganzen. Er schöpft und verbreitet Fülle und Liebe. Er lebt aus seiner göttlichen Essenz. Er hat erkannt, dass er ein Teil der einen großen Gottenergie ist, die ständig durch uns wirken will. In jedem Moment.
Was macht diese Beschreibung mit dir? Kannst du damit etwas anfangen oder hältst du das für bloße Theorie?
Oder hast du bereits ein Wissen darum, weißt aber nicht, wie es gehen könnte, diesen Weg zu beschreiten?
Die Welt des Kleinmachens
Es gibt inzwischen viele Menschen, die irgendwie auf der Suche sind. Und es gibt noch mehr Menschen, die diese Zeilen überhaupt nicht verstehen würden. Es hat sich eine üble Krankheit verbreitet, die dazu geführt hat, dass die Welt in dem Zustand ist, in dem sie ist.
Diese Krankheit ist der Glaube an die Potenz des Ichs.
Das Ich (oder Ego) hält sich in der Illusion, durch sein Verhalten Kontrolle über das Leben zu haben und zwar auf ganz verschiedenartige Weise. Hier möchte ich jetzt mal die stilleren Anteile des Egos betrachten, die so ein bisschen unter dem Radar bleiben:
Jeder Gedanke, dass etwas unmöglich ist, beraubt dich deiner Schöpferenergie. Denn du kannst gar nicht wissen, was alles möglich ist. Du hast ja nur deinen sehr begrenzten und sehr persönlich eingefärbten Erfahrungshorizont. Jede Angst, die die Ausgangsbasis für dein Handeln ist, verhindert, dass du in deine wahre, naturgeschenkte Größe findest. Es ist ein Festhalten und Beschränken aus Angst vor bestimmten Gefühlen oder Erfahrungen. Damit beschneiden wir uns. Wir sind zu einer Angst-Gesellschaft geworden. Angst, uns könnte etwas genommen werden. Angst vor dem Verlust der Schönheit oder dem Älterwerden. Angst nicht dazu zu gehören. Angst vor der Macht der anderen.
Wer sich von seinen Ängsten nicht emanzipiert und ihnen entwächst, der wird seine wirkliche Größe vermutlich nie kennen lernen. Wer GEGEN etwas kämpft, handelt aus einer Angst oder Sorge. Wer sich FÜR etwas stark macht, kommt von der Motivation. Ein FÜR ist immer stärker als ein GEGEN. Oder wie Jürgen Klopp es ausdrückt: „Ich glaube nicht daran, dass die Angst vor dem Verlieren dich eher zum Sieger macht, als die Lust aufs Gewinnen.“
Aktuell empfinde ich den Zeitgeist als sehr von der Angst gesteuert. Und jeder möchte SEINEN Weg durchsetzen, mit dieser Angst umzugehen. Die einen versuchen ihrer Angst Herr zu werden, indem sie zu alten (konservativen) Verhaltensweisen zurückkehren, andere versuchen genau das zu verhindern. Die einen versuchen Macht zu erlangen um das Spiel kontrollieren zu können, andere ducken sich weg, um nicht in den Fokus zu geraten oder anzuecken. In allen Fällen ist Angst der Motor.
Schöpferbewusstsein und Liebe
Einmal stand ich vor einem gigantischen, futuristischen Gebäude am Frankfurter Flughafen und in mir breitete sich die Erkenntnis aus, dass solch ein gigantisches Bauwerk nur erschaffen werden kann, wenn Liebe im Spiel ist. Es war so unglaublich, diese Größe zu sehen und sich vorzustellen, dass Menschenhirn und -hände das gebaut hatten. Allein die Idee und den Mut dazu zu haben, ist ein Schöpfungsakt erster Güte. Dann die Planung, das Überwinden behördlicher Schwerfälligkeit und schließlich die Umsetzung, bis hin zum letzten Handwerker.
Bei diesen angekommen fragte ich mich: Hatte jeder Arbeiter Liebe zu seiner Arbeit mit an Bord? Sicher nicht. Aber vielleicht Liebe zu seiner Familie, die er mit seiner Tätigkeit ernähren konnte. Auch wenn ich das Gebäude nicht wirklich schön fand, bin ich dankber für diese Erkenntnis zur Quelle der menschlichen Schöpferkraft.
Am Anfang steht die Sehnsucht und eine Entscheidung
Ich glaube, dass wir dem Kleinmachen und Angsthaben entwachsen dürfen und zu unserer echten, wahren und immens großen Schöpferkraft finden dürfen. Was braucht es dafür?
Am Anfang braucht es erst einmal einen Funken, der einen dazu bringt, sich mit diesem Thema zu befassen und dran zu bleiben. Also das Interesse und den Entschluss, der Erforschung des Themas Raum zu geben.
Dann kann eine Reise starten, die dich stärker mit deinen eigentlichen Wünschen in Kontakt bringt, mit deiner Sehnsucht nach Lebendigkeit und mit dem, was dich davon abhält. Auf dieser Reise begegnen wir unseren Schatten und Ängsten. Gut so, denn dahinter wartet die Freiheit und echte, tiefe Erfüllung.
Bist du bereit?
Ich freu mich auf dich!
Und hier zur Erinnerung noch einmal der wundervolle Text von Marianne Williamson:
„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir grenzenlose Macht in uns haben.
Es ist unser Licht und nicht unsere Dunkelheit, vor dem wir uns am meisten fürchten.
Wer bin ich schon, fragen wir uns, dass ich schön, talentiert und fabelhaft sein soll?
Aber ich frage Dich, wer bist Du, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Dich kleiner zu machen, dient unserer Welt nicht.
Es ist nichts Erleuchtendes dabei, sich zurückzuziehen und zu schrumpfen,
damit andere Leute nicht unsicher werden, wenn sie in Deiner Nähe sind.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns ist, zu offenbaren.
Sie ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem von uns.
Wenn wir unser eigenes Licht strahlen lassen,
geben wir unterbewusst unseren Mitmenschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.“
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Foto: Bettina Grebe