Wie du deinem Glücklichsein auf die Sprünge helfen kannst

Glückliches Frauengesicht

Wie du deinem Glücklichsein auf die Sprünge helfen kannst

Wenn man mit hochsensiblen Menschen arbeitet, könnte man manchmal denken, diese seien besonders leidensfähig und somit weniger glücklich. In diesem Artikel möchte ich einen Blick auf deine Einflussmöglichkeiten werfen. Wie empfindest du selber dein Glücksempfinden?

Wenn du deinen persönlichen Glückslevel bewerten solltest (auf einer Skala von 0 bis 100), wo liegst du?

Wie war das in der Vergangenheit? Warst du glücklicher, weniger glücklich oder ungefähr auf dem gleichen Level (von gelegentlichen situativen Schwankungen einmal abgesehen)?

Und wie zufrieden bist du mit diesem Glückslevel?

Ich kenne viele hochsensible Menschen, die ihrem Glück gerne etwas auf die Sprünge helfen würden. Und für sie gibt es eine gute Nachricht: 70 % unseres Glückserlebens sind beeinflussbar. Die Frage ist nur – wie geht das?

Dazu möchte ich zwei Aspekte herausgreifen.

Natürlich braucht es – wie immer, wenn wir etwas verändern wollen, die Bereitschaft, Gewohnheiten zu durchbrechen und etwas Neues zu tun, zu denken und zu fühlen.

Glücksgewohnheit

Es gibt für jeden Menschen so etwas wie eine Komfortzone des Glücks. Das ist das Maß an Glücklichsein, das dir vertraut ist, das du kennst. In diesem individuellen Glücksbereich halten wir uns in der Regel auf. Wenn wir ihn nach unten verlassen, also unglücklicher werden, versuchen wir, dies zu ändern. Wenn wir ihn nach oben verlassen, also glücklicher zu werden drohen, als unsere System es gewohnt ist, bauen wir uns häufig unbewusste Glücksdämpfer ein (eine Krankheit, einen Unfall, eine Fehlentscheidung, eine Krise etc.), die uns wieder in unseren Komfortbereich zurück holt.

Unser System empfindet diesen neuen Glückslevel – wie jede Veränderung – als bedrohlich, weil er unvertraut ist. Eine Ausweitung unseres Glückserlebens hängt also nicht in erster Linie an den äußeren Umständen, wie wir oft meinen, sondern hat sehr viel mit unserer psychischen Fähigkeit zu tun, den Zuwachs an Glück auch auszuhalten. Es kann sein, dass innere Stimmen anspringen, die uns suggerieren, wir hätten es nicht verdient, nach Glück kämme immer auch Unglück usw. Es ist ein bisschen so als hätten wir einen Muskel zu trainieren, den Glücksmuskel. Das Erkennen unserer Psychomechanismen hilft hierbei. Zu merken, wo wir uns selber boykottieren oder wo wir nach dem Haken an der Sache suchen anstatt das Positive anzuerkennen, ist hier ein wesentlicher Schritt zur Veränderung. Auch Aufstellungsarbeit kann dir helfen, deinen Glücksmuskel von alten Verspannungen zu befreien.

Der zweite Themenbereich um den es hier gehen soll, hat etwas mit der Biochemie des Gehirns zu tun. Dieser Bereich ist häufig noch unbekannt und wird dementsprechend vernachlässigt. Ich beziehe mich mit meinen Aussagen auf das sehr empfehlenswerte Gespräch zwischen Veit Lindau und Dr. Kira Kubenz „Glück – Gene – Gehirn“ aus dem ich einige Kernaussagen aufgreifen möchte. Für hochsensible Menschen ist dies ein sehr spannendes Thema.

Die Hormone reden überall mit

Hochsensible Menschen stehen sehr häufig unter dem Einfluss von Cortisol, unserem Langzeitstresshormon, während der Serotoninspiegel, der u.a. für Ausgeglichenheit und Glückserleben mit verantwortlich ist, sehr niedrig ist. Die Ursachen dafür sind u.U. bereits in der Zeit gelegt worden, in der deine Mutter oder dein Vater im Bauch ihrer Mütter heranreiften. Wenn deine Eltern als Embryonen hohem Stress ausgesetzt waren (wovon man bei Kindern der Kriegsgeneration ausgehen muss) hat das bereits einen Einfluss auf deren Ei- und Samenzellen (also auf dich). Kurz gesagt: Wenn deine Großmutter eine stressige Schwangerschaft hatte, reagiert dein System u.U. extrem schnell und flexibel auf stressige Einflüsse.

Glücks- und Stresshormone werden in sehr unterschiedlichem Tempo im Gehirn produziert, transportiert und abgebaut. Ob dein Gehirn Dopamin sehr langsam oder sehr schnell abtransportiert, ist individuell sehr unterschiedlich und führt zu einem robusten oder eher störanfälligen Naturell. Das Wesen der hochsensiblen Menschen reagiert schneller. Es ist sehr flexibel und wir erleben uns häufig als leicht störbar. Das ist erst einmal unsere Ausgangslage. Und es wird uns auch vermutlich nicht gelingen uns zu einem dickfelligen Robustling umzutrainieren, genauso wenig wie aus einer Gazelle mit ganz viel Therapie und Training ein Löwe werden kann.

Aber wir können dafür sorgen, dass wir die besten Voraussetzungen schaffen, um mit unserem Naturell wunderbar zurecht zu kommen. Veit bringt das schöne Beispiel vom Löwenzahn und der Orchidee. Ein Löwenzahn ist robust und wächst überall, egal wie die Umstände sind. Die Orchidee braucht ganz bestimmte Bedingungen und kann nur dann zu ihrer wahren Schönheit erblühen, wenn diese gegeben sind. Das Bild passt sehr gut für HSP. Wir laufen zur Hochform auf und entfalten die schönsten Eigenschaften, wenn die Bedingungen stimmen, ansonsten führen wir ein Kümmerdasein.

Was also können wir tun? Die folgende Sammlung bezieht sich auf die Produktion der glücksfördernden Hormone Dopamin und Serotonin im Gehirn:

  1. Ein wichtiger Faktor, der die Produktion der glücklich machenden Hormone ankurbelt, sind Beziehungen. Nähe, Berührung , nährende Kontakte, eine Liebensbeziehung, Sexualität, Bindung. Ein riesiges Themenfeld, das besonders für die Introvertierten unter uns häufig belastet ist. Es lohnt sich sehr, hier hinein zu investierten.
  2. Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Gesunde, unbelastete Lebensmittel gehören hierzu, die unseren Organismus nicht beeinträchtigen, sondern ihn unterstützen. Außerdem müssen wir dem Gehirn die Grundbausteine für die Produktion von Dopamin und Serotonin in ausreichender Menge zur Verfügung stellen. Phenylalanin und Tyrosin sind Basisstoffe für die Bildung von Dopamin, außerdem werden B6, B12, Folsäure und Vitamin C benötigt. Besonders am Abend sollten wir nicht zu schwer essen und auf größere Mengen Alkohol verzichten, da diese die Regeneration des Gehirns während der Nacht blockieren.
  3. Sport bzw. Bewegung in einer guten Dosierung ist ebenfalls glücksfördernd. Zu viel Sport wirkt allerdings ebenfalls regenerationsbremsend. Mein Tipp: Vergiss alle äußeren Vergleiche und finde dein individuelles Bewegungsmaß.
  4. Sich über die eigene Leistung freuen, egal wie klein sie ist. Wir haben fast alle einen inneren Antreiber in uns, der uns einredet, wir müssten noch besser, schöner, schlauer, fitter, mutiger, robuster sein. Lauschst du ihm oder freust du dich an den tausend kleinen Dingen, die dir jeden Tag gelingen? Suche und schaffe aktiv schöne Situationen. Du kannst es dir beim Essen richtig nett machen. Du kannst deinen Körper liebevoll verwöhnen, kannst deine Wohnung hübsch einrichten, dich mit Dingen umgeben, die dich erfreuen. Es muss nicht immer der große Wurf sein. Sammle Glücksmomente oder –momentchen.
  5. Die Atmung kannst du einsetzen, um dein System zur Ruhe zu bringen. Kira Kubenz empfiehlt eine sehr einfache Übung, mit der man sich nach einigen Wochen Training innerhalb von wenigen Atemzügen beruhigen kann: Im Sekundenrhythmus 4 Sekunden lang einatmen und 6 Sekunden lang ausatmen. Das synchronisiert die Atmung mit dem Herzschlag, so dass du später – wenn dein Gehirn die Verknüpfung gelernt hat – über die Atmung dein Herz beruhigen kannst, sobald es in einer Stresssituation die Schlagfrequenz erhöht. (Dreimal täglich 5 Minuten üben).
  6. Zwei Stunden vor dem Schlafen den Medienkonsum einstellen. Das blaue Licht der Bildschirme verhindert die Melatoninproduktion. Und Melatonin ist für die Bildung von Serotonin notwendig.
  7. Öfter lächeln. Für dich allein und für andere.

 

Hast du einen Eindruck davon bekommen, was du alles für dein Glückserleben tun kannst?

Meine Empfehlung zum Schluss ist: Nimm dich mit diesem Thema ernst. Räume ihm Raum ein. Das ist gelebte Achtsamkeit und Selbstliebe.

 

 

 

 

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