Was hat Donald Trump mit Heilung zu tun?

Herz im Stacheldraht

Was hat Donald Trump mit Heilung zu tun?

So, nun ist also tatsächlich eingetreten, was bis gestern wie eine drohende Wolke über unseren Köpfen schwebte: Donald Trump ist als Präsident der Vereinigten Statten von Amerika gewählt worden. Und wir fragen uns: Wie kann das sein?

Ich möchte einen eigenen Blick auf das Geschehen werfen. Einen, der versucht, den Sinn hinter dem Ganzen zu erkennen. Den Blick des Coaches, der weiß, dass jede Dynamik einen Sinn hat. Auch die Dynamik eines Donald Trumps.

Vor der Wahl wurde ich zu meiner Prognose gefragt und habe versucht mir selbst einzureden, Frau Clinton hätte eine Chance. So richtig geglaubt habe ich das selber nicht. Denn viele Anzeichen zeigten in eine andere Richtung. In diese Betrachtung möchte ich gerne den Blick auf die Qualität unserer Zeit mit einbeziehen. Wohin entwickeln wir uns als Menschheit, welche Werte stehen auf dem Prüfstand und welcher Wandel rollt uns da ins Haus.

Schauen wir uns doch einmal an, was da passiert ist: Auf dem Spielfeld standen in diesem Wahlkampf auf der einen Seite Intellekt, Tradition, Beherrschung, Gemessenheit, Selbstkontrolle und Ratio. Auf der anderen Seite finden wir Ungestüm, Irrationalität, Widersprüche, ungefilterte Emotionalität.

Das Volk hat gewählt. Ich glaube, es hat nicht Trump gewählt. Es hat sich für Emotionen und Bauchgefühl entschieden. Und mit genau diesen Qualitäten hat es auch gewählt. Wer versucht, das mit dem Verstand zu begreifen, wird scheitern. Es geht hier nicht darum, dass diese Menschen Trump für den besseren Politiker halten, es geht darum, dass Trump Emotionen freisetzt, wo Clinton den Verstand füttert.

Verstand contra Emotion

Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass Emotionen mehr Raum bekommen, wo bisher in erster Linie Verstandeskräfte eine Rolle spielten. Ja, die Emotionen sind momentan überschießend, radikal, völlig unausgewogen, bisweilen auch kindlich in ihrer Ungebremstheit. Aber es sind Emotionen. Und genau darum geht es. Gefühle wollen eine Rolle spielen, möchten wahrgenommen werden.

Ich möchte die Situation mit einem typischen Coachinggeschehen vergleichen: Zu mir kommen häufig Menschen, die sehr bewusst, kontrolliert und verstandesgeprägt sind. Sie wünschen sich mehr Lebendigkeit, Glück und Sinnempfinden in ihrem Leben. Die Qualität, die sie suchen ist eine, die sie trotz aller Selbsthilfeliteratur bisher nicht gefunden haben. Sie ist mit kontrollierter Selbstreflexion nicht zu finden. Denn sie liegt im emotionalen Bereich.

Wenn wir uns im Coaching dann dieser emotionalen Seite zuwenden, passiert manchmal das, was in Amerika gerade passiert: Starke Emotionen schwappen ungefiltert hoch. Und es sind in der Regel nicht die schönen, beglückenden Gefühle, die wir gerne hätten, sondern erst einmal kommt der emotionale Bodensatz ans Licht. All die Gefühle, die wir jahrelang so gut unter dem Deckel gehalten haben, zeigen sich. Wer mit der Sehnsucht nach Freude, Glück und Lebendigkeit die emotionale Schatzkiste öffnet, bekommt eben den gesamten Inhalt zu sehen. Nicht nur die Wunschgefühle, was natürlich bequem wäre.

Wie Heilung passieren kann

Ein Mensch, der sich den ungeliebten, ja gefürchteten Gefühlen wie Ängsten, Hilflosigkeit, Überforderung, Einsamkeit usw. stellt, kann heilen. Er macht die Erfahrung, dass er diese Gefühle jetzt – als erwachsener Mensch aushalten kann (ggf. mit Unterstützung) und dass er daran wächst. Alte Wunden können sich schließen und dadurch an Schmerz verlieren.

Genau diese Chance hat sich Amerika geschaffen. Diesen Prozess des Öffnens für die Emotionen der Volksseele erlebt das Land nun. Und es sind auch hier nicht die schönen Gefühle, die als erstes sichtbar werden. Es zeigt sich das, was jahrzehntelang unter den emotionalen Teppich gekehrt wurde. Dass ein Trump gewählt wurde, zeigt, wo der Schmerz sitzt. Und er lässt nicht zu, dass man wegschaut. Seine Präsenz möchte ich vergleichen mit einer unangenehmen Körperrekation, einem Abszess oder einem starken Schmerz.  Wenn der Körper oder das System rebelliert, kann man nicht mehr wegschauen. An Trump kommt man auch nicht vorbei. Ignorieren ist das letzte, was geht.

Ich denke: Da müssen wir durch. Da müssen wir hinschauen. Spaß macht das meistens nicht, aber es ist nötig. Damit etwas heilen kann. Damit Verstand und Gefühl sich wieder berühren und zusammenkommen können. Damit Ausgewogenheit entsteht. Ein Mensch, der durch diesen Prozess geht, kann danach warmherziger handeln, ein größeres Gefühlsspektrum leben, sich angemessen schützen und für Freudvolles öffnen. Mitgefühl steht dann an der Seite von kalkulierender Sachlichkeit. Das Miteinander von Verstand und Emotionalität ist es was wir dringend brauchen. Der einzelne Mensch ebenso wie ein Land. Das ist es, was langfristig daraus wachsen kann.

Und was bedeutet das für uns in Europa?

Auch hier sehe ich Chancen:

  • Wir verlassen uns nicht mehr auf die starke Schulter der USA, an die wir uns anlehnen konnten, sondern finden zu unserer eigenen Stärke.
  • Wir erkennen unsere Werte und entwickeln ein echtes, gesundes Selbstbewusstsein. Aus meiner Sicht ist Deutschland da gerade in einer echten Vorreiterrolle unterwegs. (Ein sehr treffendes Zitat aus der „Zeit“: „…der mächtigste Mensch auf der Erde, der weder autorität ist noch einen an der Waffel hat, heißt seit dieser Woche Angela Merkel.“ B. Ulrich)

Und jeder einzelne?

Ziemlich sicher wird sich noch einiges zuspitzen. Und das fordert jeden einzelnen von uns heraus. Die Zeiten, sich auszuruhen und „die da oben“ machen zu lassen sind vorbei. Wir müssen erwachsen werden. Jetzt wird unsere Geschichte geschrieben und jeder einzelne schreibt daran mit. Das, was derzeit passiert, ist neu. Und wir alle gestalten mit, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird, gleich, ob wir aktiv oder passiv sind. Wir wissen inzwischen ganz genau, dass jeder einzelne durch seine innere Ausrichtung eine (energetische) Wirkung auf das Gesamtgeschehen hat. Deshalb kommt es auch auf jede/n einzelne/n an. Und ich sehe besonders hochsensible Menschen hier vor wichtigen Aufgaben und in der Vorreiterrolle. Wir haben ein besonders starkes Empfinden für das, was schief läuft und gleichzeitig die Visionskraft, den Ideenreichtum und diese ausgeprägte Sehnsucht nach Harmonie, um uns für echte Verbesserung in der Welt einzusetzen. Und wir haben die Resilienz (Erholungskraft nach Rückschlägen) um große Ziele dauerhaft zu verfolgen. Das hast du dein Leben lang trainiert.

Es ist nötig, dass du dich sortierst. Klär deine Werte, finde heraus, welche Aufgabe du in diesem Leben hast, wo dein Ruf liegt. Bringe dein Handeln immer mehr in Einklang mit deinem Bewusstsein. Befrei dich von alten Zwängen, Nöten und Glaubensmustern. Und verabschiede dich vom Leiden.

Nimm dich ernst mit all deinen Wünschen und Sehnsüchten. Genau hier liegt die Kraft, die uns voran bringt.

 Und beginne an dem Punkt, an dem du gerade stehst.

Du zählst!

Herzlichst

Barbara

2 Comments
  • Dr. Klaus Grebe
    Antworten

    Dieser Text gehört in jede Therapeuten-Praxis, in jeden Oberstufen-Klassenraum, jedes Abgeordneten-Büro. Er sollte von jeder seriösen Tages- und Wochenzeitung nachgedruckt werden!

    11. November 2016at17:50

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