Warum wir oft an Zielen scheitern, die uns Erfüllung schenken könnten

Weg der zu einem hell erleuchteten Ziel hinter der Bergkuppe führt.

Warum wir oft an Zielen scheitern, die uns Erfüllung schenken könnten

Sara kommt in meine Praxis mit dem Wunsch: „Ich möchte endlich richtig verstehen, wer ich eigentlich bin und will den Beruf finden, der optimal zu mir passt.“ Sie wirkt einerseits motiviert, andererseits aber auch in Nöten und durcheinander. Sie scheint sich kaum vorstellen zu können, dass ihr Leben tatsächlich eine Wendung nehmen könnte, die sie zufrieden und erfüllt werden lässt.

Katja kommt ebenfalls mit dem Wunsch nach beruflicher Erfüllung zu mir: „Ich möchte meine Berufung finden und mich darin so richtig entfalten.“ ist ihre Formulierung.

Beide Frauen wirken auf mich motiviert und klar in ihrem Anliegen, einen für sie erfüllenden Beruf zu finden.

Warum kommt die eine in ihrem Traumjob an und die andere nicht?

Beide Frauen sind motiviert gestartet, haben sich auf der Suche nach der Erfüllung ihres Wunsches Unterstützung gesucht und die ersten guten Schritte in Richtung Wunschziel unternommen.

Das gemeinsame: Beide suchen etwas.

Der Unterschied aber ist, dass nicht beide das suchen, was sie formulieren. Die eine – und es ist jetzt egal, welche von beiden das ist – sucht tatsächlich nach einem Weg hin zu dem Beruf, der ihre Fähigkeiten optimal zum Glänzen bringt, in dem sie sich entfalten und wirksam werden kann. Sie weiß, dass sie für dieses Ziel einen Preis bezahlt, den Preis der Veränderung und des Durchhaltens. Und sie ist bereit dazu.

Die andere sucht eigentlich etwas anderes. Sie sucht Sicherheit. Sie hat zwar auch den Wunsch nach einem erfüllenden Beruf, aber die Angst vor Veränderung ist größer – oder anders formuliert: der Wunsch nach Beständigkeit ist stärker. Sie ist nicht bereit, den Preis zu zahlen, den Entwicklung fordert. Der stärkere Wunsch hinter dem formulierten ist, dass sich etwas in ihr beruhigt, dass der innere Stress nachlässt. Genau das erreicht mitunter das erste Coaching. Das Gespräch führt zu einer Entlastung ihrer inneren Nöte und bewirkt bei ihr, dass sie ihr eigentlich formuliertes Ziel aufgibt. Das erlebe ich häufig. Es ist so, als sei die Motivation, mit der jemand einen Coachingprozess beginnt, plötzlich abhandengekommen.

Warum ist das so? Warum wendet sich jemand von seinem klar benannten Ziel ab?

Veränderung
Ein ganz entscheidender Punkt ist bei vielen Menschen die Angst vor Veränderung. Veränderung ist für die allermeisten Menschen erst einmal bedrohlich. Wenn du das kennst, bist du in guter Gesellschaft. Diese Angst vor der Veränderung lässt in uns das Gefühl entstehen, das Alte, Bekannte sei doch viel besser, sicherer, verlässlicher. Während das Neue ungeahnte Risiken in sich zu bergen scheint. Mit einem Male scheint unser Ziel gar nicht mehr so attraktiv. An dem Punkt fallen viele Menschen wieder zurück in Routine und alte Gewohnheiten.

Motivation
Die Motivation reicht nicht. Das erlebe ich öfter. Menschen hören auf, sobald der erste Druck nachlässt. Das ist häufig bereits nach einem Termin der Fall. Man findet Gehör mit seiner Not, tankt eine ordentliche Portion Zuversicht und Energie und fühlt sich dann so weit gestärkt, dass es weitergehen kann, mehr oder weniger an der Stelle, an der man vorher auch gestanden hat. Das sind Menschen, die eigentlich nicht wirklich motiviert für größere Ziele sind. Ihnen reicht es, auf einem bestimmten Zufriedenheitslevel klarzukommen. Die Motivation ist in dem Fall gar nicht wirklich das formulierte Ziel, sondern die kurzfristige Druckentlastung. Das langfristige Ziel spielt dann plötzlich keine Rolle mehr, nachdem das kurzfristige Ziel erreicht ist.

Durchhaltevermögen
In jedem echten Wandlungsprozess gibt es Krisen. An diesen wachsen wir. Wenn wir in der Krise stecken, fühlt es sich häufig so an, als würden wir Rückschritte machen, hätten es „immer noch nicht gecheckt“, würden immer die gleiche Schleife fahren. Kurz gesagt, es fühlt sich ziemlich besch… an. Halt nach echter Krise. Was man nicht wahrnimmt, wenn man drinsteckt, ist, dass es sich um eine Reifungskrise handelt. Um Wachstumsschmerzen. Sie gehören dazu. Und – das ist die gute Nachricht: Diese treten fast immer unmittelbar vor einem nennenswerten Entwicklungsdurchbruch auf.
In diesen Phasen ist es gut, einen Menschen zur Seite zu haben, der einem hilft, diesen Engpass durchzustehen. Der einen motiviert, auch mal schubst und der den Blick von außen behält. Ein guter Freund oder Coach ist da Gold wert. Denn der bewahrt dich davor, dass du zu früh aufgibst und wieder zurück auf Start gehst. In dieser Phase ist Dranbleiben der echte Schlüssel zum Erfolg.

Wie bist du unterwegs?  Weißt du, was du wirklich möchtest?

Bist du jemand, der eher kuschelig-gemütlich auf einem bekannten Level leben möchte oder bist du der Visionär, der sein Ziel wirklich-wirklich erreichen will?

Warum ist es wichtig, sich in diesem Punkt selbst zu erkennen?

Grundsätzlich finde ich beides in Ordnung. Allerdings hilft es, wenn du dich kennst und an dieser Stelle ehrlich zu dir bist. Denn wenn du dir große Ziele steckst, aber nicht bereit bist, die Unsicherheiten und Entwicklungskrisen auf dich zu nehmen, wirst du vermutlich immer wieder mit Rückschlägen zu tun haben, was dein Selbstwertgefühl schwächen kann. Was viele Menschen dann tun, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass ihre großen Ziele nur Wunschdenken sind: Sie finden Ausreden um sich ihr Scheitern oder Nicht-Losgehen zu erkären.

Beliebte Ausreden sind:

  • In meinem Alter findet man nicht mehr so leicht einen Job/Mann.
  • Das ist alles nicht so einfach.
  • Ich hab schon alles probiert.
  • Ich hab ja kein Geld.
  • Ich habe ja nicht studiert/Ich habe nicht die passende Ausbildung dafür.
  • Das bezahlt doch keiner.

Da ist es besser, du betrachtest dich von vornherein ehrlich und selbstkritisch. Gesteh dir zu, nur kleine Schritte zu machen, die Ziele nicht zu hoch zu stecken, sie dafür aber tatsächlich zu erreichen. Wenn du etwas wirklich willst, findest du einen Weg. Jeden Tag werden die unglaublichsten Ziele erreicht. Eine Vision erreichst du nicht dadurch, dass du dich zurücklehnst und darauf wartest, dass das Leben dir die glücklichen Umstände ins Haus spült. Für eine Vision oder ein Ziel musst du dich auf den Weg machen. Und dabei sind nicht die Startbedingungen entscheidend, sondern deine Motivation und Durchhaltekraft.

Ein passendes Zitat dazu:

„Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.“

Weißt du, wo deine Ziele liegen?

Was ist dein persönlicher Motor?

Was würdest du tun, wenn du nicht scheitern könntest?

Finde heraus, für was du brennst, was dir wirklich wichtig ist. (Manchmal ist dies der schwierigste Schritt und braucht Unterstützung.) Verkneif dir mal einen Moment lang alle Ausreden. Kreiere eine Vision, nähre sie und dann suche nach ersten Schritten, die dich in diese Richtung bringen. Es macht nichts, wenn du zu Beginn nicht weißt, wie du dein Ziel erreichen sollst. Das kann man auch oft gar nicht wissen. Entscheidend ist, dass du dich in Bewegung setzt.

Denn wenn du ein Ziel hast, kommt dir das Leben auf halbem Weg entgegen.

Barbara Grebe
www.grebecoaching.de

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2 Comments
  • Ruth Wendorff
    Antworten

    Hallo
    Ihr Artikel hat mich sehr angesprochen und habe das Gefühl mich genau eben in so einer Krise zu befinden und nur mühsam da hinaus zu bewegen und mir neue Ziele zu setzen und immer wieder Rückschläge und Unverständnis Ernte – also sehr mühsam eben
    Ich bin seit 17 Jahren Hausfrau und Mutter von 2 Töchtern , verheiratet und in einer Ehekrise an der ich selbst mit Sicherheit viel schuld bin, weil ich es eben sehr „gemütlich“ hatte und seit 2 Jahren Pflegende Angehörige was ich aber gerade abgegeben habe an eine vollpflege, da es für mich nicht mehr zu bewältigen war – Krise eben mit vielen streitereien und vieler Suche nach Hilfe
    Irgendwie nur noch Erwartungen erfüllen ohne selbst Erwartingen zu haben
    Nennen wir es mal den Ansatz von Burnout
    Seitdem habe ich diverse Gespräche geführt mit Psychologen, Heilpraktiker, Hausarzt und sogar den anonymen alkoholikern und kam mir vor wie am falschen Platz
    Ich weiß dass ich mittlerweile ein Alkoholproblem habe um mir selber Mut anzutrinken um alles irgendwie zu bewältigen und erfahre daher eigentlich irgendwie nur abgestempelt zu werden was mich in einen absoluten Teufelskreis reinbringt und ich auch weiß dass der Alkohol nicht die Lösung ist und in mir nur noch mehr Panikattacken auslöst
    Nebenbei komme ich mir bei allen Diskussionen völlig fehl am Platz vor und wie ein totaler Idiot – bevormundet und unverstanden
    Ich war sogar soweit mich in eine Burnoutklinik einzuweisen
    Aber wissen sie was? Ich habe mich gefragt, ist es das was ich eigentlich alles noch will?!
    Nein – ich will es nicht mehr
    Aber der Weg da raus ist ewig schwierig und nicht einfach
    Mache ich mir die Gründe fertig für alles?
    Das Leben ist kein Ponyhof und gleichzeitig möchte man auf einmal noch eigene Ziele setzen, bevor es zu spät wird
    Man kämpft dauernd mit Rückschlägen und Menschen um sein eigenes Ziel zu verfolgen, weil man einfach sagt: ich will was anderes
    Ich bin nicht depressiv wie anscheinend jeder meint, eher im Gegenteil
    Ich finde nur sehr schwierig den Weg da raus allein – und welches Ziel habe ich eigentlich? Welchen Wunsch?
    Ich bin absosulut nicht dumm – habe ein Abitur und eine kaufmännische Ausbildung
    Hatte Ziele und Träume und auf einmal kommt es mir so vor, als würde ich mit allem auf einmal zu alt – vor allem in den letzten zwei Jahren
    Und steht da mit Unverständnis und nach dem Wunsch was wieder für sich zu machen und diskutiert das aus mit Psychologen, Ehemann, Kindern, Pflegediensten, Verwandten und Ärzten die einen zum Psychiater schicken wollen, damit man wieder funktioniert
    Und ich sage eben halt nein! Und komme mir vor wie im falschen Film – ich hätte wohl dringend jemand nötig der mir hilft nicht die Motivation zu verlieren

    5. Februar 2018at11:02

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