Diskrepanz in der Entwicklung hochbegabter/hochsensibler Kinder

Hochbegabtes Kind an der Tafel mit Rechenaufgabe

Diskrepanz in der Entwicklung hochbegabter/hochsensibler Kinder

Eben bekam ich ein Video über Adam Kirby zu sehen. Adam ist 2 Jahre alt und kann bereits lesen, buchstabieren, kennt die Länder der Erde und ist mit seiner enormen Hochbegabung das jüngste Mitglied bei Mensa. Diese Besonderheit ist so auffällig, dass man darüber vergessen kann, was  Adam noch ist: ein 2-jähriges Kind. Welch eine Aufgabe für die Eltern mit dieser Diskrepanz verantwortungsvoll umzugehen!

Ich greife das Thema deswegen auf, weil ich glaube, dass viele hochsensible und hochbegabte Menschen mit dieser großen Diskrepanz aufgewachsen sind. Einerseits durchschauen sie größere Zusammenhänge und menschliche Verhaltensweisen sehr früh oder nehmen Dinge wahr, die andere nicht wahrnehmen, andererseits können sie diese Wahrnehmung aber nicht angemessen verarbeiten und in ein positives Selbstbild integrieren, weil sie nicht die Resonanz bekommen, die dafür nötig wäre. Im Gegenteil, sie stoßen auf Unverständnis und Ablehnung. Zusätzlich sind sie in anderen Bereichen vielleicht völlig altersgemäß entwickelt und haben die Bedürfnisse, die ein Kind ihres Alters eben hat.

Die Herausforderung für Eltern ist riesig, beiden Seiten ihren Raum zu geben. Dem Kind einerseits das Futter und den Input zu geben, den es so dringend benötigt, andererseits es auch als Kind zu sehen und zu behandeln, das Orientierung braucht, sich eingliedern und Regeln lernen muss, Grenzen austesten wird, Geborgenheit sucht. Und Hilfe dabei, sich trotz der Andersartigkeit zu einem sozialen Wesen zu entwickeln, das nicht nur über seine Begabung definiert, sondern auch als Mensch gesehen wird.

Menschen, die jetzt in der (vermuteten) Mitte des Lebens stehen, sind in einer Zeit aufgewachsen, in der diese individuelle Blickweise ebenso wenig üblich war wie das Wissen um Hochsensibilität oder Hochbegabung. Unter Umständen lernen sie erst in fortgeschrittenem Alter die eigenen Besonderheiten vom Makel zu befreien und als Gaben positiv ins Selbstbild zu integrieren. Und sie lernen hoffentlich, sich an der Einzigartigkeit der eigenen, ganz individuellen Begabungsmischung zu erfreuen.

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